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Hagen a.T.W., den 27.10.2016

Der ehemalige Zwangsarbeiter der Klöckner-Werke Georgsmarienhütte und Insasse des Lagers Ohrbeck, Igor Rudchin, geb. 1927, berichtete Schülern und Schülerinnen der Jahrgänge 9 und 10 aus seinem wechselvollen Leben. Herr Rudchin wurde von Osnabrücker und Minsker Schülern begleitet, die seinen Lebensweg einführend vorstellten. Herr Rudchin schilderte wie er im Alter von 15 Jahren bei einem Marktbesuch in seiner Heimatstadt Sewastopol auf der Krim von Deutschen aufgegriffen und nach Deutschland deportiert wurde.

In den Folgejahren war er im Lager Ohrbeck inhaftiert und musste als Zwangsarbeiter in den Klöckner-Werken in Georgsmarienhütte arbeiten. Sein ständiger Begleiter in dieser Zeit war der Hunger. Nachdem er in einer Hagener Fleischerei eine Wurst entwendete, wurde er von Hagener Bürgern verprügelt und in den Gestapokeller nach Osnabrück gebracht. Dort wurde er misshandelt und verlor in der Folge sein Gehör nahezu gänzlich. Herr Rudchin schilderte seine Erfahrungen und Erlebnisse ohne Groll und betonte mehrfach das besondere Verhältnis zur Familie Gausmann aus Hagen-Gellenbeck. Diese Familie hatte ihn während seiner Zeit als Zwangsarbeiter unterstützt. Besonders gern denkt er an die gemeinsamen Weihnachtstage im Hause Gausmann zurück. Die Frage eines Schülers aufgreifend machte Herr Rudchin deutlich, dass der Kontakt zur Familie Gausmann bis heute fortlebt. Besonders ergreifend für Igor Rudchin war die Begegnung mit zwei Enkeln von Johann Gausmann, die eine 9. Klasse an unserer Schule besuchen. Wir als Schule freuen uns, dass wir Geschichte auf diese persönliche Art erleben konnten und danken in diesem Zusammenhang nochmals Herrn Rudchin und Herrn Dr. Gander von den Gedenkstätten Augustaschacht und Gestapokeller für die kurzfristige Realisierung dieses Tages.